Was machst du in Zeiten von Mangel?

Herr Müller lebt ein bescheidenes Leben: Er ist am Rande einer kleinen Stadt groß geworden, seine Eltern haben immer hart gearbeitet und ihm die „richtigen“ Werte vermittelt.. Einmal im Jahr ist er mit der Familie an die Ostsee gefahren und hat ansonsten gelernt, das Geld beiseite zu legen, zu sparen, anstatt es zu verplempern.

Bei Herrn Müller geht seit 30 Jahren alles seinen gewohnten Gang: Er steht jeden Morgen zu selben Zeit auf, trifft dieselben Kollegen auf der Arbeit, kommt zur selben Zeit heim, isst jede Woche dasselbe, hat dieselben Hobbies, schaut die selben Programme.

Alles ist in Ordnung bei Herrn Müller, bis sich Krise und Inflation ereignen. Diese bereiten ihm Sorgen, denn plötzlich kosten Lebensmittel mehr als zuvor und in seinem Kopf spielen sich bereits Untergangs-Szenarien ab.

Sein angespartes Geld anzufassen ist unmöglich für ihn, weshalb Herr Müller die einzige Wahl trifft, die ihm bekannt und vertraut ist: das HORTEN und SPAREN:
Weniger und weniger auszugeben, jeden Cent dreimal umzudrehen, bis er ausgegeben werden kann und sein Leben auf ein Minimum zu reduzieren.

Diese Tendenz ist etwas, was tief besonders in den deutschsprachigen Regionen verankert ist. Besonders in Zeiten von finanzieller Instabilität geht es darum, sein Geld zusammenzukratzen, daran auf Teufel komm raus festzuhalten und es BLOSS nicht auszugeben. Vor allem nicht für etwas, was keine essentielle, überlebenswichtige Ausgabe wäre.

Etwas, was einem Freude bereiten würde, oder gar sein eigenes Wachstum unterstützen würde, wären Luxusgüter – ergo nicht erlaubt.

Dieses Verhalten und die angstgesteuerte Energie, die dahinter steht, ist etwas, was man ganz klar wahrnehmen und sehen kann.

Es fühlt sich wie eine zähe, dickflüssige Masse an, durch die wir alle mit einer anderen – einer interessanten – Ansicht zu Geld durchwaten müssen, wenn wir mit der Außenwelt kommunizieren.
Nein, das ist nicht ganz richtig: Wir brauchen nicht einmal mit den Herrn Müllers dieser Welt zu sprechen, wir spüren sie auch so. Das nennt man Gewahrsein.

Und ja, der deutschsprachige Raum spürt sich momentan unglaublich festgefahren an, wie ein dicker, grummeliger Mann, der sich voller Trotz auf den Boden gesetzt hat und sich partout weigert, eine andere Sichtweise gezeigt zu bekommen, geschweige denn aufzustehen und weiterzugehen.

Wenn wir nicht wissen, dass diese Energie nicht uns gehört, sondern wir sie nur wahrnehmen, kann es sehr frustrierend und zermürbend sein.

Natürlich ist es schon eine große Hilfe, die Frage zu stellen „Wem gehört das?“ und festzustellen: Aah, es gehört gar nicht mir“.

Diese Erkenntnis ist schonmal Gold wert. Nehmen wir noch etwas Erlaubnis dazu und erinnern uns selbst daran, dass jeder Mensch seine eigene Wahl trifft und es überheblich wäre zu glauben, wir wüssten besser, was jemand anderem gut tue, wird es um einiges leichter.
Wollen wir NOCH einen Schritt weitergehen und dem bunten Strauß an Möglichkeiten noch mehr Blüten hinzufügen, können die folgenden Fragen eine exquisite zusätzliche Note beisteuern: „Welcher Beitrag kann ich hier sein? Was braucht es, um darüber hinaus zu kreieren? Und was ist hier eigentlich noch möglich, das ich selbst noch nie anerkannt habe?“

Auch wenn die Herr Müllers dieser Welt sich kein Stückchen verändern – wir können etwas anderes wählen. Und wer weiß, vielleicht ist es so aufregend oder inspirierend, dass zumindest ein Herr Müller da draußen sich denkt: „Das will ich auch!“ und statt einer Schlussfolgerung seine erste Frage stellt.